Laufen hilft!

Laufen hilft ist zum einen eine Website (laufenhilft.de) eines Laufkollegen den ich über Twitter (heute X) kennengelernt habe, zum anderen aber auch eine einfache Lebensweisheit, die zumindest für mich, voll zutrifft. Sorgen habe ich in meinem Leben immer schon weggelaufen. Zu beginn meiner Laufkarriere hat mir da der Zermattmarathon jeweils sehr gut geholfen. Ich habe mir da in Krisenzeiten immer gesagt: wenn ich den Zermattmarathon schaffe, dann meistere ich auch die Krise!

Und so war es auch immer. Zudem erlebe ich das Laufen immer als eine Kopfhygiene. In gedanklichen Selbstgesprächen verarbeite ich da jeweils was gerade so aktuell ist.

Im Oktober 2023 war ich fast drei Wochen lang krank. Es war übel und einmal mehr kam ich deswegen kaum zum Laufen, was mir zusätzlich zusetzte. Länger schon hatte ich bei der Arbeit eine Krise. Zu viel Stress, zu vieles zu schlecht organisiert, schlechte Infrastruktur und Geräte die einem den letzten Nerv raubten. Zudem ein Höhepunkt nach dem anderen – praktisch ohne Pause. Seit längerem hatte ich immer wieder tageweise mentale Erschöpfungsaussetzer. Zuhause mit vier Kinder war ja auch nicht gross an Erholung zu denken. Und gerade Ende Oktober stand ich beruflich vor einer erneuten «harten Zeit».

Ich wusste, dass ich die nächsten drei Monate voll in der Arbeit versinken werde, wie jedes Jahr im Winter - und ich musste dem entgegensteuern. Und da haben wir es wieder: Laufen hilft! Und das ist bei mir eingebrannt. Also nahm ich mir vor im November jeden Tag laufen zu gehen, es reichten mir dabei mindestens 5km, mehr ging im Moment einfach nicht. Und so habe ich im November angefangen täglich zu laufen. Manchmal hatte ich einen strengen 10h-Tag, den ich fast ausschliesslich auf den Beinen verbracht habe, und bin trotzdem noch nach 21 Uhr für 25 Minuten raus in die Dunkelheit und Kälte.

Zum teil gab es kalten Regen, ein paar Mal lag Schnee. Aber ich habe es durchgezogen und es tat mir gut. Und als der Dezember kam und ich vollkommen in der Arbeit versank, da verlängerte ich meine Laufchallenge und lief auch im Dezember weiter jeden Tag. Zwischendurch mal 10km, aber oft nur 5 bis 7 km. Und es half! Es trug mich durch diese dunklen Tage und hielt mein inneres Feuer am Brennen. Dann kam der Januar. Längst kam es bei der Arbeit durch… – ach lassen wir die Details, sie spielen jetzt keine Rolle mehr – zu einer weiteren «Feuerwehrübung» über die ich mich  extrem geärgert hatte und ich habe gleichzeitig meine Challenge aus dem letzten Jahr auch im Januar fortgesetzt.

Und das Laufen trug mich weiter. Und es gab mir Mut und Zuversicht. Und ich konnte dabei meine Gedanken sortieren. Dann ist alles zusammengebrochen. Ich habe meine Stelle gekündigt. Es ging nicht mehr. Ich kann auf diese Art und Weise nicht weiterarbeiten, das ginge mir früher oder später an die Gesundheit. Ich laufe weiter. Und es tut gut. Es sind keine speziellen Einheiten, aber es ist ein Anker. Jeden Tag. Ein Zeichen, dass ich lebendig bin – und zuversichtlich. Ich habe eine Familie, vier Kinder – und ich habe meinen Job gekündigt. Und endlich geht es mir wieder gut. Leichtigkeit kommt auf, ich muss lachen, einfach so und beim abendlichen Laufen in der Dunkelheit schreie ich vor Freude. Laufen gibt mir so viel.

Heute ist der 13. Februar und mein letzter Lauffreie Tag war Halloween 2023. Heute folgt der 105. Tag in Folge an dem ich laufen gehe. Es reinigt meine Gedanken, es trägt mich. Ich weiss nicht, wie lange ich noch täglich laufen gehe. Meine Ziele sind längst erreicht. Das Laufen hat mich durch meine Krise getragen, mich durch den Winter gebracht. Ich könnte heute eine Pause machen. Aber weil es gerade so sehr guttut, laufe ich weiter, weil… laufen hilft! :-)